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AutorenbildHoa Krannich

Was ist Perlmutt? Alles, was du wissen musst.

Aktualisiert: 4. März 2023

Perlmutt, Perlmutter, im englischen auch "Mother of Pearl" genannt. Einiges habe ich über dieses außergewöhnliche Material schon vorher gewusst, aber ich habe nochmal gründlich recherchiert und einen ausführlichen Artikel dazu verfasst, um die wichtigsten Fakten festzuhalten. Viel Spaß beim Lesen!


Übersicht:



Was ist Perlmutt überhaupt?

Perlmutt ist das Material das bestimmte Muscheln, Schnecken und Kopffüßer (vergleichbar mit Tintenfischen) für ihre Schalen, Gehäuse oder Skelete nutzen.


Es dient ihnen als natürliche Behausung und Schutz vor Feinden, da Weichtiere sehr empfindliche und verletzliche Körper haben.


Die innere Schicht der Schalen der meisten Muscheln ist jedoch Porzellanartig. Dies hat meist zur Folge, dass der typische irisierende Glanz gar nicht entsteht. Eine Ausnahme bildet die große Fechterschnecke, welche trotz fehlender Perlmuttstruktur einen rosa Glanz aufweist.


Aber aus was besteht Perlmutt eigentlich?

Der Hauptbestandteil ist Aragonit: Einer Form von Kalziumkarbonat oder auch kohlensaurer Kalk genannt. Das wiederum kennt man in der Regel in Form von Kreide, Marmor oder Kalkstein. Dabei besteht ein Verhältnis aus mindestens 95% Calciumcarbonat und zu einem geringen Restanteil aus organischem Material.


Unter dem Mikroskop würden man viele saubere Schichten von kleinsten Plättchen erkennen, welche in ihren Zwischenräumen durch das besagte organische Material verbunden ist (stell dir zum Vergleich eine Ziegelsteinmauer vor).


Diese Kombination aus Plätten und einer dünnen Schicht aus elastischen Biopolymeren geben dem Muschelmaterial seine Robustheit und Härte. Der Elastizitätswert liegt bei unglaublichen 70 GPa oder auf Deutsch gesagt: Perlmutt ist unglaublich hart und zerbricht erst unter hohen Belastungen. Die Härte ist dabei vergleichbar mit Marmor oder Aluminium.

Die „ziegelsteinartige“ Anordnung resultiert in einem starken Zusammenhalt der Plättchen und verhindert vor allem querschnittliche Rissbildung oder Spaltung im Material, wenn das Material belastet wird.


Wie entsteht Perlmutt?

Schalenweichtiere bilden die kleinen Plättchen durch Zellen in ihrem Mantel (eine Außenhaut, welche die inneren Organe ummanteln).


Die innere Seite der Muschelschale wird dabei immer wieder neu mit einer Schicht aus Aragonit überzogen.

Diese Schichten aus Perlmutt bilden einen sehr glatten Innenraum (dies ist auch der irisierende Teil) und schützt das weiche Innenleben der Muschel vor Parasiten oder Dreck. Falls doch etwas eindringt wird der Fremdkörper ebenfalls mit Schichten überzogen, bis der Gegenstand zu homogen mit dem Restlichen Innenleben der Muschel ist. Das Ergebnis ist uns aber besser als Perle bekannt.


Zu den bekanntesten Muscheln, die Perlmutt und damit auch Perlen produzieren können, sind Salzwasserperlmuscheln (z.B.: Pinctada), Süßwasserperlmuscheln (z.B.: Hyriopsis), Flussperlmuscheln (z.B.: Margaritifera), und teilweise auch Seeohren (aufgrund ihres Aussehens und Robustheit). Für Hemdknöpfe wurden meist überwiegend Turbanschnecken und Kreiselschnecken genutzt.


Geschützt wird der Perlmutthandel übrigens durch das internationale CITES Abkommen für gefährdete Arten.


Muscheln für Perlmutt

Wie wertvoll ist Perlmutt?

Das ist stark abhängig von einigen Faktoren wie zum Beispiel der Qualität, Verarbeitung, der Verwendung oder dem Alter des Materials.

Perlmutt ist anders als Edelmetalle oder Edelsteine keine seltene Ressource, da es vor allem als Nebenprodukt in der Perlenzucht entsteht. Daher liegt der durchschnittliche Preis pro Kilogramm oftmals zwischen 10€ bis 15€ und ist damit viel erschwinglicher als andere Materialien.

Ganz anders sieht es beim Produkt aus, dass aus derselben Muschel kommt: Perlen können zwischen 20€ und 135.000€ pro Stück liegen, ebenfalls stark abhängig von einer Vielzahl an Faktoren wie zum Beispiel der Muschelart und Qualität der einzelnen Perle.


Interessanter Fakt: Auf den polynesischen Inseln galt Perlmutt lange Zeit als Währungsform bis in das 19 Jahrhundert hinein.



Wie sieht die Farbe von Perlmutt aus?

Oftmals wird die Farbe mit einem stark irisierenden Glanz verbunden, dieser entsteht durch die Dicke der Aragonit Plättchen eine ähnliche Wellenlänge zu sichtbarem Licht entsteht. Die Struktur bricht Licht je nach Sichtwinkel unterschiedlich, sodass strukturelle Farben entstehen. Aber oftmals wird auch nur ein leichter oder fast gar kein Glanz zurückgeworfen, je nachdem welche Schicht, Art oder Verarbeitung zum Tragen kommt.




Für was wird Perlmutt verwendet?

Architektur Der bekannteste Nutzen in der Architektur sind Mosaike. Dazu wird die Muschelschale in kleine Stücke geschnitten und eingefärbt und auf Keramik oder Marmorträger geklebt. Zum Schluss werden die Teilchen noch lackiert und poliert, um einen bleibenden Glanz zu bekommen. Die Mosaiksteine werden anschließend in Böden, Wände, Türen, Decken oder andere Elemente der Architektur eingesetzt. Zusätzlich ist mir noch bekannt, dass in Vietnam helle Perlmuttgegenstände oder Kunstwerke in einem Raum als Kontrast zu den oftmals kleinen und dunklen Häusern und Wohnungen wahrgenommen wird. Außerdem erhöht es das Ansehen des Besitzers, da Perlmutt nach wie vor als luxuriös und edel gilt.


Musikinstrumente

Auch bei Musikinstrumenten wird Perlmutt gern in die Veredelung mit einbezogen und oftmals für Tasten oder zur Verzierung eingesetzt. Besonders prägnant ist der Gebraucht bei Gehäusen von Akkordeons oder Konzertinas, die teilweise komplett mit dem glänzenden Material eingekleidet sind. Am bekanntesten dürften aber die weißen Bundstäbchen von Gitarren sein und hier mehr in einem matten Farbenton verbaut werden. Des Weiteren begegnet man den Muschelschalen auch in Bögen von Streichinstrumenten oder als Klappeneinlagen bei Blasinstrumenten.


Kleidung

Vielleicht ein zuerst ungewöhnlicher Gedanke, dass ein Kalkmaterial in der Mode Verwendung findet, aber auch hier sind die Menschen kreativ und finden Wege so etwas zu integrieren. Eventuell sind dir schonmal weiße Hemdenknöpfe aufgefallen, die sich nicht so ganz nach Kunststoff anfühlen. Mit einer guten Wahrscheinlichkeit handelt sich dabei um Perlmutthemdknöpfe. Eine weitere, aber eher weniger bekannte und weit verbreitete Verwendung ist die für Manschettenknöpfe.


Besteck

Aufgrund seiner Eigenschaften findet das Material auch sehr spezifische Anwendung als Besteck. Ein klassisches Nischenprodukt ist z.B. der Perlmuttlöffel zum Verzehr von Kaviar oder Eiern, welcher große Beliebtheit erlangt hat, da er Geschmacksneutral, Lebensmittel echt ist und keine Hitze oder Kälte weiterleitet (und obendrein auch noch sehr edel aussieht).

Unter unserem Menüpunkt "Wissenswertes" kannst du mehr darüber erfahren, wie man Kaviar isst und welchen Unterschied ein Perlmuttlöffel an dem ganzen Prozess hat.


Schmuck

Aufgrund des irisierenden Glanzes und der hellen weißen Farbe findet Perlmutt besonders in der Schmuck- und Kunstherstellung asiatischer Länder große Beliebtheit. Dort steht es seit langer Zeit für Wohlstand und Luxus. Ein großer Vorteil des Materials ist außerdem, dass die Schmuckstücke auch sehr langlebig sind, da sie anders als Metalle nicht oxidieren, anlaufen, braun werden, ihren Glanz oder Farbe verlieren. Auch bei starker Nutzung ist der Schmuck robuster und resistenter gegen Abnutzung als Kunststoff oder Metall. Ein wahres Naturprodukt also.

Wenn du Interesse an traditionell vietnamesischen Schmuck hast, kannst du hier unsere Perlmuttohrringe und Perlmuttketten anschauen.


Medizinisch

Seit einigen Jahren versucht die Biotechfirma „Marine Biomedical“ mit Perlmutt ein medizinisches Produkt herzustellen, dass als natürlicher Ersatz oder Substitut für Operationen am Knochen dienen soll. Das australische Unternehmen bedient sich dabei an den Muschelschalen die sich als Nebenprodukt der Perlenindustrie an der Westküste von Australien ansammeln. Laut dem Hersteller soll sich das Produkt positiv auf den Heilungsprozess und das Wachstum von verletzten Knochen ausgewirkt haben und weiteres Potenzial im dentalen und orthopädischen Bereich zeigen. Momentan befindet es sich in der Zulassungsphase.



Wie wird Perlmutt verarbeitet?

Der erste Verarbeitungsschritt in der Herstellung besteht meistens daraus die Muschelschalen in passende Stücke zu schneiden, für Runde Löffel werden z.B.: Streifen rausgeschnitten. Danach werden die Streifen grob geschliffen und anschließend wieder geschnitten, dieses Mal werden aber nur kleine Endstücke abgetrennt, die nach dem Schleifen nicht mehr weiterverarbeitet werden können. Dieses Prozedere aus Schleifen und abtrennen kann sich einige Male wiederholen, bis der Feinschliff für Form und Detail beginnt.



Wie pflegt man Perlmutt?

Glücklicherweise ist es ein pflegeleichtes Material, denn meist reicht ein feuchtes Reinigungstuch vollkommen aus (vor allem für Perlmuttschmuck), dabei sollten starke Reinigungsmittel vermieden werden, die im schlimmsten Fall schaden können. Des Weiteren sollte es nicht direkter Sonneneinstrahlung oder Hitze ausgesetzt sein, ebenfalls empfehlenswert ist es sehr trockene Orte zu vermeiden. Das Aragonit kann sonst Risse bekommen, wenn es durch falsche Lagerung oder Reinigung austrocknet.


Besteck sollte unter keinen Umständen in der Spülmaschine gewaschen werden, da durch Hitze und aggressive Reinigungsmittel Perlmutt stumpf wird und sich sogar verformt. Am besten nutzt man warmes Wasser, einen Schwamm und einen Tropfen Spülmittel. Da es sich um ein sehr glattes Material handelt, kann man auf diese Weise den meisten Schmutz gut entfernen, selbst hartnäckiges Eigelb oder klebrigen Reis.


Zusätzlich kann man Perlmuttbesteck ab und an mit Speiseöl leicht einreiben, um das "mater perlarum" bei starker Benutzung besser zu Pflegen und Risse, sowie Austrocknung zu verhindern.

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